Mittwoch, 15. August 2007

Thomas Wolfe (* 1900, † 1938): You Can't Go Home Again ("Es führt kein Weg zurück")



You Can’t Go Home Again – zu Deutsch “Es führt kein Weg zurück” ist das letzte, 1940 posthum erschienene Werk von Thomas Wolfe. Zum ersten Mal hörte ich von Wolfe, als ich das Drehbuch von Taxi Driver las, dem folgender monumentaler und für den Film programmatischer Satz Wolfes vorangestellt ist:

„The hole conviction of my life now rests upon the belief, that loneliness, far from being a rare and curious phenomenon, is the central and inevitable fact of human existence”.

So passend dieser Satz für den Film war, so treffend charakterisiert er auch den Kern seines epischen Romans „You Can’t Go Home Again“. Als auktorialer Erzähler berichtet Wolfe vom Leben und Denken seines alter ego, George Webber, der unsere Gesellschaft und damit auch die menschliche Natur aus der Distanz des sensiblen Außenseiters heraus analysiert.

Webbers Einsamkeit – er lebt in einer mehr oder weniger selbstgewählten Isolation – wird einerseits als schmerzhaft, andererseits aber auch als notwendig, als Quelle der Klarheit und der schöpferischen Kraft des Künstlers beschrieben.

Wolfes Einsamkeitsbegriff ist jedoch ein Allumfassender und in keinster Weise auf den Künstler beschränkt. Isolation, Einsamkeit und Verzweiflung treffen alle gleichermaßen: den tierischen, instinktgeleiteten Proletarier, der um sein materielles Überleben kämpft, den reichen Bankier der Wallstreet und den am Weltschmerz vergehenden Schriftsteller, der es laut Wolfe aber noch etwas besser hat, da er die Fähigkeit besitzt, sein Unglück und seine Verzweiflung in Worte zu fassen.

You Can’t Go Home Again ist eine Analyse der menschlichen Natur, die sich mit jedem präsentierten Ort und Charakter wie ein Puzzle ein Stück weit mehr zusammensetzt. Von der Stadt zur Provinz, von der New Yorker upperclass zu den Aussätzigen im dreckigen Brooklyn der 30er Jahre – auch das als „krank“ bezeichnete Deutschland unter Hitler, das Wolfe 1936 selber bereiste, findet seine prägnante und hellsichtige Beschreibung.

Der Roman schließt mit einem Brief Webbers, der sich wie eine Art Statement, eine Zusammenfassung seiner Geschichte, Philosophie und Motivation liest. Mit der Ich-Perspektive des Briefes überwindet Wolfe die Distanz zwischen seinen Gedanken und dem Leser – es offenbart sich einem sein von tiefem Idealismus durchdrungener Glauben an den Menschen, den er trotz allem niemals verloren hat.

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